Wodurch zeichnet sich ein Passivhaus aus?

Hajo

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Man könnte es als moderne und weiterentwickelte Form des Niedrigenergiehauses bezeichnen – das Passivhaus. Dieser Haustyp ist vor allem daran zu erkennen, dass aufgrund der exzellenten Wärmedämmung in der Regel komplett auf eine klassische Heizungsanlage, also eine externe Wärmeversorgung, verzichtet werden kann. Das Passivhaus nutzt die bereits vorhandene Energie, zum Beispiel in Form von Solarenergie oder Erdwärme, zum Heizen aus. Da es sich hierbei um passive Energiequellen handelt, gaben diese dem Haustyp seinen Namen. Im ländlichen Bereich kann für die Energieversorgung eines Passivhauses etwa die Abwärme aus Stallungen zum Einsatz kommen, analog dazu bei Fabrikgebäuden die Abwärme von technischen Geräten.

Alles, was man sonst noch zum Thema Passivhaus wissen sollte, haben wir im Folgenden zusammengetragen.

„Passiv“ von Anfang an!

Wird ein Passivhaus neu errichtet, so spielt unter anderem die grundsätzliche Bauform eine wichtige Rolle. Passivhäuser besitzen oft einen quadratischen Grundriss und eine möglichst kompakte Form, sodass die einmal im Gebäude befindliche Wärmeenergie so lange wie möglich gespeichert werden kann. Über die spezielle Wärmedämmung hinaus kommen Systeme zum Einsatz, welche die Wärmeabstrahlung von Haushaltsgeräten, technischen Anlagen und sogar der Hausbewohner nutzen, um die Luft im gesamten Gebäude damit zu erwärmen. Das Ergebnis ist eine Mischung aus exzellenter Wohnqualität bei gleichzeitig minimalen Energiekosten. Damit wird die Umwelt effektiv entlastet.

Trotz der vergleichsweise hohen baulichen Anforderungen an ein Passivhaus kann auch eine bestehende Immobilie in diese Gebäudeform umgewandelt werden, etwa durch die Installation einer Photovoltaikanlage. Allerdings muss man für den Umbau häufig auch größere Teile der vorhandenen Bausubstanz abtragen und erneuern. Ob sich das Ganze letztendlich lohnt, muss zunächst durch ein Gutachten eines Sachverständigen hinsichtlich der bereits vorhandenen Bausubstanz geklärt werden.

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Kriterien für die Zertifizierung als Passivhaus

Um als Passivhaus zertifiziert werden zu können, darf ein Gebäude einen jährlichen Heizwärmebedarf von maximal 15 kWh pro Quadratmeter aufweisen. Die Heizlast darf  einen Wert von 10 W pro Quadratmeter nicht überschreiten. Ebenso ist ein Grenzwert für den Primärenergiebedarf vorgegeben: Er darf maximal 120 kWh pro Quadratmeter und Jahr betragen. Doch die genannten Grenzwerte sind nicht die einzigen Vorgaben, die für ein als Passivhaus zu klassifizierendes Gebäude gelten. Vorgeschrieben ist zudem, dass ein Passivhaus in der kalten Jahreszeit mit Zuluft beheizt werden können muss, und auch für die Luftdichtheit ist ein entsprechender Grenzwert vorgegeben.

Um all diese Bedingungen zu erfüllen, muss ein Passivhaus so konstruiert werden, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten perfekt harmoniert, insbesondere was Wärmedämmung, Isolierung, Heizung und Lüftung betrifft.

Was bringt die Einstufung als Passivhaus?

Ein Passivhaus wird sowohl von Kommunen und Bundesländern als auch durch überregionale Einrichtungen wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert. Die Fördermaßnahmen reichen von konkreten Zuschüssen bis hin zur Vergabe zinsgünstiger Kredite, die zudem über eine besonders lange Laufzeit verfügen. Die KfW hält hierfür ein besonderes Förderprogramm bereit, das sich „Energieeffizient Bauen“ nennt.

Wie viel Energie spart ein Passivhaus im Vergleich zu einem konventionell errichteten Gebäude?

Vergleicht man ein nach dem Standard für das Passivhaus zertifiziertes Gebäude mit einer konventionell errichteten Immobilie, die nicht über bauliche Maßnahmen zur Einsparung von Energie verfügt, so ergibt sich für das Passivhaus ein um über 90 Prozent geringerer Energiebedarf. Umgerechnet in Heizöl bzw. Gas bedeutet das: Ein Passivhaus kommt in der Regel mit maximal 1,5 Litern pro Quadratmeter Wohnfläche aus.

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Besitzt ein Passivhaus Nachteile?

Wo Licht, da auch Schatten. Nicht anders verhält es sich bei einem Passivhaus. Zunächst sind hierbei die deutlich höheren Baukosten zu stemmen, die sich jedoch aufgrund der stetig  steigenden Kosten für Energie in Deutschland in Zukunft immer schneller amortisieren. Allerdings muss der Bauherr auch Einschränkungen in der Realisierung seiner persönlichen Gestaltungswünsche bei einem Passivhaus hinnehmen, da nicht alle Wünsche mit den entsprechenden baulichen Maßnahmen zur Energieeinsparung zu vereinbaren sind.